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Corona-Arbeiten
Georgy Litichevsky
BUNTES BAND Corona und andere Geschichten Kurz vor dem Lockdown reiste ich von Moskau nach Nürnberg, um meine hier lebende Mutter zu besuchen. Noch immer wohne und arbeite ich bei ihr. Deshalb stehen im Zentrum meiner Ausstellung die Malereien und Zeichnungen, welche seit März 2020 hier in Nürnberg entstanden sind. Ich habe in diesen Werken die Zeichen unserer außergewöhnlichen Gegenwart aufgegriffen: Masken, Kronen, rot-weiß gestreifte Absperrbänder. Den Schrecken dieser Symbole für Gefahr und Angst wollte ich brechen, indem ich sie mit Hilfe von Ironie und Humor zu positiven Zeichen der Hoffnung umdeutete. In meinen Bildern gibt es nicht nur rot-weiß gestreifte Bänder, sondern auch bunt gestreifte in fröhlichen Farben, wie Gelb, Rosa, Grün. Das Motiv des sich windenden Bandes ließ mich auch an die Gestalt einer Schlange denken. Sherlock Holmes Geschichte „Das gefleckte Band“ kam mir in den Sinn, wo eine gefleckte indische Sumpfotter zum Mordinstument wird. Aber in unserer Kultur steht die Schlange nicht nur für Angst und Tot, sondern auch für Heilung, denn sie ist das Tier des Mediziengottes Asklepios bzw. Äskulap. Meine Ausstellung bei GEIS ist lediglich ein Zwischenbericht, der sich weiterentwickeln wird. Soeben wurde der zweite Lockdown ausgerufen. Somit werde ich meine Corona-Werkgruppe fortsetzen. Erst wenn die Pandemie Vergangenheit sein wird, endet mein Work in Progress. November 2020 |
Die rot-weißen Bänder können uns irritieren. Sie lösen womöglich den Eindruck aus, wir seien von der ganzen Welt entfremdet. Im Bild umschließen sie unseren Sternen-strahlenden Kosmos und grenzen ihn vom Raum der schwarzen Sterne ab. In der unendlichen Leere fliegt eine einsame Maske mit der Aufschrift Love Cosmos!
Die Masken, gelbe und schwarze (Corona-)Kronen, sowie die sich windenden freundlich-bunten Bänder erzeugen gemischte Gefühle von Unruhe und Hoffnung.
Gelbe (Corona-)Kronen, schwarze Masken und ein vertikal sich schlängelndes buntes Band, das an eine Schlange am Baum denken lässt. Trotz allem eine paradiesisch bunte, optimistisch strahlende Bildwelt.
Die zweite Welle der Pandemie führte erneut zu Einschränkungen! Wie viele Wellen werden noch folgen?
Im naturkundlichen Museum in Nürnberg befindet sich ein afrikanischer Nagel-Fetisch. Georgys Corona-Gott sieht diesem ähnlich. Andererseits leitet sich sein Aussehen natürlich auch von den charakteristischen grafischen Darstellungen des Virus’ als Kugel mit Fortsätzen ab, die wir alle aus dem Fernsehen kennen.
Der Gott der Medizin mit Corona-Krönchen-Mundschutz und rot weiß-gestreifter Äskulap-Natter.
Revolution! Der Gott der Medizin wird zum Herrscher des Olymp. Auch die Götter tragen Masken!
Goethes 1782 geschriebene Ballade im Gewand unserer Zeit: Vater und Sohn reiten nicht zu Pferde, sondern sind Easy Rider mäßig unterwegs, umschlungen von stilisierten Bäumen mit zahlreichen Corona-Kronen. Mund-Nasen-Schutz auch im Freien tragen!
Das Moskauer Magazin Dialoge der Kunst lud während der Pandemie Künstler ein Werke zu schaffen zum Thema Eine Sendung des Künstlers an die Zukunft. Georgy gestaltete eine futurologische Fassung eines alten russisch-jüdischen Witzes:
Ein Mann kommt zum Rabbiner und sagt: Rebbe, meine Wohnung ist zu klein und meine Familie zu groß und vielzu hektisch. Das ist furchtbar! Was kann ich machen? Der Rabbiner antwortet: Nimm einen Ziegenbock in deine Wohnung auf. Nach einer Woche kommt der Mann wieder und jammert: Rebbe, mit dem Ziegenbock ist meine Wohnung noch viel enger geworden und die Hektik und das Chaos noch viel größer. Da sagt der Rabbi: Schmeiß den Ziegenbock raus! Am nächsten Tag kommt der Mann zum Rabbi und sagt: Hurra! Meine Wohnung ist jetzt so groß wie nie zuvor!
Heutzutage wäre der Ziegenbock sicher ein Ziegen-Roboter!
In Moskau mussten während des ersten Lockdowns die Menschen der Altersgruppe 65+ komplett zu Hause bleiben! Sie durften nicht einmal einkaufen gehen! Auch für alle anderen wurde die Enge in den kleinen Wohnungen immer problematischer. Das ließ Georgy an den alten Rabbi-Witz denken…
Ein Mann kommt zum Rabbiner und sagt: Rebbe, meine Wohnung ist zu klein und meine Familie zu groß und vielzu hektisch. Das ist furchtbar! Was kann ich machen? Der Rabbiner antwortet: Nimm einen Ziegenbock in deine Wohnung auf. Nach einer Woche kommt der Mann wieder und jammert: Rebbe, mit dem Ziegenbock ist meine Wohnung noch viel enger geworden und die Hektik und das Chaos noch viel größer. Da sagt der Rabbi: Schmeiß den Ziegenbock raus! Am nächsten Tag kommt der Mann zum Rabbi und sagt: Hurra! Meine Wohnung ist jetzt so groß wie nie zuvor!
Heutzutage wäre der Ziegenbock sicher ein Ziegen-Roboter!
In Moskau mussten während des ersten Lockdowns die Menschen der Altersgruppe 65+ komplett zu Hause bleiben! Sie durften nicht einmal einkaufen gehen! Auch für alle anderen wurde die Enge in den kleinen Wohnungen immer problematischer. Das ließ Georgy an den alten Rabbi-Witz denken…